Stark machen für die Zukunft

In wirtschaftlich wie politisch unruhigen Zeiten blicken Markus Mosa, Peter Keitel und Claas Meineke auf ein herausforderndes, aber erfolg­­reiches Geschäftsjahr 2023 zurück. Das zu Jahresbeginn 2024 neu formierte Vorstandsteam der EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG sieht den Unternehmensverbund für die Zukunft gut aufgestellt.

Internationale Krisen, innerpolitische Turbulenzen, verunsicherte Verbraucherinnen und Verbraucher und aggressive Industrie­partner – Herr Mosa, Hand aufs Herz, konnten Sie 2023 auch etwas Gutes abgewinnen?

Markus Mosa: Ja, natürlich. Ich denke dabei an das geschlossene Auftreten unseres Verbunds. An unsere Standhaftigkeit und Haltung einerseits, aber auch an unsere Veränderungs­bereitschaft, um auf ein stark verändertes Konsum- und Wettbewerbsumfeld zu reagieren. Vor allem entlang der intensiven Verhandlungen mit global agierenden Industrie­­konzernen haben wir klar Position bezogen. Für erschwingliche Lebens­mittel, ganz im Sinne unserer Kundinnen und Kunden. Je größer unsere Geschlossenheit, desto größer unser Erfolg. Wir haben gute Einigungen für unseren Verbund erzielt.

Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG

Nun lassen sich geopolitische Konflikte, wirtschaft­liche Volatilität und hohe Inflation gepaart mit trüber Konsumlaune nicht wegdiskutieren – und EDEKA mittendrin. Fällt angesichts dieser Herausforderungen Ihre Bilanz beim Blick auf die nüchternen Zahlen des zurückliegenden Geschäfts­jahres auch positiv aus?

Markus Mosa: Richtig ist, dass wir auf allen Handelsstufen oft bis an unsere Belastungsgrenzen gehen mussten, um unverändert erfolgreich sein. Insbesondere die EDEKA-Kaufleute belasteten die beschriebenen Rahmenbedingungen und deren Folgen schwer. Aber: Weil wir im gesamten Verbund in den vergangenen zwölf Monaten sehr hart gearbeitet und entscheidungsstark und veränderungswillig gehandelt haben, können wir gute Zahlen vorweisen. Verbundweit steigerten wir unser Umsatzvolumen auf mehr als 70 Milliarden Euro. Allein der selbstständige EDEKA-Einzelhandel erwirtschaftete rund 39 Milliarden Euro. Und Netto Marken-­Discount steuerte rund 17 Milliarden Euro zum Gesamtumsatz bei. Ich danke deshalb allen Teams im Verbund ausdrücklich für ihren erneut unermüdlichen Einsatz.

Wir EDEKAner haben gegenüber global agierenden Industriekonzernen klar Position bezogen. Für erschwingliche Lebensmittel, ganz im Sinne unserer Kundinnen und Kunden.

Markus Mosa

Vorstandsvorsitzender EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG

Und wie beurteilen Sie die wirtschaftlichen Aussichten für 2024?

Markus Mosa: Wir agieren erneut in einem Jahr voller Herausforderungen. Die Welt um uns herum ist zum Teil aus den Fugen geraten. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der Nahostkonflikt, steigende Lebenshaltungskosten, exzessive Büro­kratie und hohe Zinsen: All das belastet die privaten Haushalte weiterhin und drückt auf die Investitionsneigung im Land. Dennoch haben wir es geschafft, in den Konditionsverhandlungen eine solide Basis für weitere Gespräche zu legen. Zudem sind die Umsätze und – wichtiger noch – die Ergebnisse der selbstständigen Kaufleute zuletzt gestiegen. Für sie werden wir weiterhin keinem Konflikt mit internationalen Markenartiklern aus dem Weg gehen. Verhandlungen über die internationalen Unternehmen Everest und Epic Partners sichern unsere Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich ab und tragen direkt dazu bei, unsere Ergebnisse Jahr für Jahr zu steigern. Mit Jumbo aus den Niederlanden haben wir einen neuen, starken Partner für Everest und Epic Partners gewonnen. So können wir künftig noch schlagkräftiger auftreten.

Claas Meineke, Vorstand Marketing und Vertrieb, EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG

Herr Meineke, im Zuge der Verhandlungsrunden mit der Markenindustrie war 2023 die schwierige Warenversorgung ein Thema. Kommt dem EDEKA-Eigenmarkenprogramm vor diesem Hintergrund eine zusehends wichtigere Rolle zu?

Claas Meineke: Genau wie Markenprodukte sind Eigenmarkenartikel von jeher zentrale Säulen für unseren Sortimentsmix. Der Grund ist ihr attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis. Eigenmarken werden immer beliebter und die Nachfrage nach diesen Artikeln ist massiv angestiegen. Deshalb werden wir in diesem Jahr das Profil unserer Differenzierungsmarke EDEKA weiter schärfen. Produktqualität, Nachhaltigkeit, Innovationskraft – alles Werte, die wir verstärkt in die Wahrnehmung der Verbraucherinnen und Verbraucher rücken. Wir laden EDEKA so mit mehr Emotionen auf. Und das im wahrsten Sinne des Wortes beherzt, nämlich mit einem neuen Markenauftritt.

Eigenmarken werden immer beliebter. Deshalb werden wir das Profil unserer Differenzierungsmarke EDEKA weiter schärfen.

Claas Meineke

Vorstand Marketing und Vertrieb, EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG

Nun schwächelt das Konsumklima in Deutschland seit geraumer Zeit. Das hat sich 2023 wie ein roter Faden durchs Geschäftsjahr gezogen. Wie trägt EDEKA dieser Tatsache Rechnung – reicht allein der Faktor „Preis“ noch aus, um die Verbraucherinnen und Verbraucher auch werblich zu erreichen?

Claas Meineke: Nein, weil sich die Ausgangssituation stetig verändert. Sinkt die allgemeine Teuerungsrate 2024 weiter, wird sich auch die Konsumlaune Schritt für Schritt aufhellen. Daher setzen wir, neben dem Faktor Preiswürdigkeit, verstärkt auf Differenzierung zum Discount: Einkaufserlebnis, Vielfalt, Beratung – das findet man so nur im EDEKA-Markt. Unser Ansatz ist es, Preis- und Image-Kommunikation noch enger miteinander zu verzahnen. Das bedeutet: maximaler Genuss vereint mit bestem Gewissen und besten Preisen.

Herr Keitel, jüngst sind Sie ins Vorstandsteam der EDEKA-Zentrale berufen worden. Hier verantworten Sie seit Januar 2024 die Bereiche Finanzen und Personal. Welche Prioritäten setzen Sie im Rahmen Ihrer Arbeit für die Zukunft?

Peter Keitel: Nun bin ich ja bereits seit gut einem Jahrzehnt EDEKAner und hier in der Hamburger Zentrale in verschiedenen Positionen aktiv gewesen. Deshalb liegen mir zukunftsgerichtete und weitsichtige Planung sowie die Förderung unserer genossenschaftlichen Strukturen naturgemäß am Herzen. Mir ist es dabei aber wichtig zu betonen, dass ich in meiner Position als Finanz- und Personalvorstand ein hervorragend geführtes Ressort von meinem Vorgänger Martin Scholvin übernommen habe. Das hat einen reibungslosen Einstieg in meine neue Aufgabe ermöglicht.

Peter Keitel, Vorstand Finanzen und Personal, EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG

Bleibt der EDEKA-Verbund seiner Linie treu, erzielte Gewinne wieder unmittelbar ins Geschäft zu investieren?

Peter Keitel: Unser Veränderungs- und Innovations-wille braucht zwingend auch Investitionskraft. 2023 flossen verbundweit etwa 2,8 Milliarden Euro in unsere IT sowie die Logistik, in weitere Vertikalisierungsaktivitäten sowie in die Flächenexpansion und die Erweiterung und Modernisierung der verschiedenen Marktformate im Einzelhandel. Hier geben wir weiter Gas und investieren im laufenden Geschäftsjahr rund 3,1 Milliarden Euro. Ein grundsolides Finanzfundament eröffnet uns dafür gute Spielräume – auch um weitere infrastrukturelle und technologische Verbesserungen einzuleiten. Ein gutes Beispiel dafür ist die neue EDEKA IT, die zukünftig regionale und nationale IT-Expertise bündelt.

Ein grundsolides Finanzfundament eröffnet uns gute Spielräume, um weitere infrastrukturelle und technologische Verbesserungen einzuleiten.

Peter Keitel

Vorstand Finanzen und Personal, EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG

Herr Mosa, bleibt das Thema verantwortungs­volles Handeln auch 2024 ein Fokusthema für EDEKA?

Markus Mosa: Ja, definitiv. Für EDEKA liegt es allein schon im ureigenen wirtschaftlichen Interesse, uns für mehr Nachhaltigkeit in unseren Regalen und Lieferketten einzusetzen. Nur so können wir die Produktvielfalt, die wir heute in unseren Märkten anbieten, auch für die Zukunft absichern. Da wir uns als Deutschlands führender Lebensmittelhändler unserer großen ökologischen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind, werden wir, trotz aller Belastungen, unser Engagement für nachhaltigere Lieferketten auch 2024 unbeirrt weiter ausbauen – mit dem WWF langfristig an unserer Seite.

Noch ein abschließender Blick auf die Politik: Was erwarten Sie aus Berlin und Brüssel?

Markus Mosa: Weniger Verbote, Regulierung und Bürokratie. Das würde ich mir von den Entscheidungsträgern wünschen. Stattdessen mehr Vertrauen und Dialog. Entlastet uns, setzt Impulse für mehr Wettbewerb und gebt uns Planungssicherheit. All das würde die Konjunktur ankurbeln, die Menschen entlasten – und das Preisniveau dämpfen.

"Kontinuität sichergestellt."

Einfach war das Jahr 2023 sicher nicht. Weder in wirtschaftlicher noch in politischer Hinsicht. Zu groß waren – und sind – die Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Zu schwankend sind die Rahmenbedingungen, in denen sich auch EDEKA mit seinen mittelständischen Kaufleuten bewegt. Aber wir haben uns zielgerichtet und zugleich höchst flexibel durch das schwierige Markt­geschehen navigiert. Deshalb können wir heute auf ein gutes Geschäftsjahr 2023 zurückblicken. Mein Dank gilt allen Mitarbeitenden und Führungs­kräften, Kolleginnen und Kollegen unseres Unternehmensverbunds. Mit vereinten Kräften, Fokus und Engagement trugen sie dazu bei, dass wir Kurs gehalten haben und zuversichtlich nach vorn schauen können.

Auch im laufenden Geschäftsjahr kommt es darauf an, dass wir die originären EDEKA­-­Stärken zeigen, diese jeden Tag uneingeschränkt leben und sie weiter ausbauen. Also über das Serviceangebot unserer Frischetheken. Über Qualitäts­führerschaft bei Themen wie Bio, Vegan, Regionale Produkte oder Nachhaltigkeit. Und über erlebbare Gastgeberqualitäten in den Gastro-­Bereichen unserer Märkte.

Ich freue mich auch, dass es uns gelungen ist, eine reibungslose Stabübergabe innerhalb des Führungsteams der Hamburger EDEKA-Zentrale zu gewährleisten. Nach mehr als 20 Jahren Tätigkeit für EDEKA hat sich Martin Scholvin entschieden, seinen zum Jahresende 2023 auslaufenden Vertrag als Finanz- und Personalvorstand nicht mehr zu verlängern. Martin Scholvin hat in den vergangenen elf Jahren als Mitglied des Vorstandes der EDEKA-­Zentrale einen wesentlichen Beitrag geleistet, das erfolgreiche Wachstum unseres Verbunds abzusichern. Für seinen umsichtigen Einsatz sowie für die jederzeit sehr gute Zusammenarbeit danke ich ihm. Zugleich freue ich mich auf die Zusammen­arbeit mit dem neuen Finanz- und Personalvorstand Herrn Peter Keitel. Ich kenne ihn als ausgewiesenen Finanzexperten mit langjähriger Führungs­kompetenz. Da er aus unseren eigenen Reihen kommt, stellen wir mit ihm in einer wirtschaft­lich herausfordernden Phase die Kontinuität sicher.

Uwe Kohler, selbstständiger EDEKA-Kaufmann sowie Vorsitzender des Kuratoriums der EDEKA ZENTRALE Stiftung und Vorsitzender des Verwaltungsrats der EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co KG.