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Wachstumsfelder

Stark machen für faire Preise

Das Jahr 2023 war für Verbraucher:innen das zweitteuerste Jahr seit der Wiedervereinigung. Im Jahresschnitt legten die Preise nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 5,9 Prozent zu. Einen höheren Wert gab es im wiedervereinigten Deutschland nur 2022 mit 6,9 Prozent. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatten sich vor allem Energie und Lebensmittel sprunghaft verteuert, zudem waren viele internationale Lieferketten außer Kontrolle geraten. Geopolitische Krisen sowie die Diskussionen über den Bundeshaushalt sorgten im Jahresverlauf für zusätzliche Verunsicherung bei den Verbraucher:innen.

Gedämpfte Konsumstimmung

All das dämpfte die Konsumstimmung in Deutschland: Der GfK-Konsumklima-Index lag im Dezember 2023 bei einem Indexwert von - 27,6 Punkten. Zum Vergleich: Vor der Corona-Pandemie lag das Konsumklima noch stabil bei Werten von + 10 Punkten. Dieser Abwärtstrend wirkte sich unmittelbar auf das Einkaufsverhalten der Deutschen aus. Vor allem das Discount-Segment profitierte von der gestiegenen Preissensibilität. Im gesamten Lebensmitteleinzelhandel machten sich „Downgrading“-Effekte bemerkbar. Der Wichtigste darunter: die explodierende Nachfrage nach Eigenmarken­artikeln des Handels – anstelle von teuren Markenartikeln, die vielfach nur noch über Aktionen abgesetzt werden konnten.

Vor der Corona-Pandemie lag das Konsumklima noch stabil bei Werten von +10 Punkten.

Eigenmarken boomen

Ein Grund für den Wechsel von Marke zu Eigenmarke ist nicht zuletzt das hohe Ansehen, das sich viele Eigenmarken inzwischen erarbeitet haben. Gemäß „Handelsmarkenmonitor 2022“ sahen knapp zwei Drittel der Verbraucher:innen die Eigenmarken des Handels qualitativ auf Augenhöhe mit den Markenartikeln, 8 Prozent sehen sie sogar als überlegen an. Die Folge: Eigenmarken bauten ihre Anteile zweistellig aus, und zwar in nahezu allen Kategorien. Besonders dynamisch: die Eigenmarken im Preiseinstieg – zum Beispiel bei EDEKA die GUT&GÜNSTIG-Artikel.

Der EDEKA-Verbund investierte 2023 in erheblichem Umfang, um dieser massiv steigenden Nachfrage gerecht zu werden.

Bestehende Geschäftsbedingungen wurden ausgebaut, neue Lieferanten akquiriert und der Eigenmarkenmix kontinuierlich optimiert und weiterentwickelt.

Um Preise lohnt es sich zu kämpfen

Als führender Anbieter von Markenartikeln in Deutschland stehen die Unternehmen des EDEKA-Verbunds seit Jahrzehnten in engen Beziehungen zu einer Vielzahl von zumeist mittelständischen Markenherstellern sowie zur heimischen Landwirtschaft. Gerade mit seiner genossenschaftlichen Struktur bietet der EDEKA-Verbund seinen Partnern langfristige und verlässliche Absatzchancen. Selbstverständlich legen wir auch Wert auf faire und angemessene Preise. Wogegen sich der EDEKA-Verbund jedoch wehrt, ist das Geschäftsgebaren einiger international agierender, meist börsennotierter Konzerne der Markenartikelindustrie, die anonymen Investoren verpflichtet und auf Profitmaximierung ausgerichtet sind.

In vielen Kategorien dominieren wenige Hersteller das gesamte Angebot, wie hier: die Marktanteile von Herstellern bei Tiefkühlpizza (Quelle: Marktforschungsdaten Nielsen, August 2022)

Transparenz im Regal

Marktbeherrschende Hersteller von Lebens­mitteln wenden immer häufiger unfaire Industriepraktiken an – z. B. Angebotsbeschränkungen, marktverschließende Rabatte, Exportbeschränkungen oder Lieferstopps –, um ihre überzogenen Preiserhöhungsforderungen durchzusetzen. Und das, obwohl die Markenhersteller im Durchschnitt Gewinnmargen im zweistelligen Prozentbereich erzielen, welche die niedrigen einstelligen Margen der Einzelhändler um ein Vielfaches übersteigen. Ein Beispiel: Viele Markenhersteller verhindern bewusst, dass Händler ihre Produkte grenzübergreifend einkaufen können – beispielsweise durch abweichende Verpackungsstandards oder unterschiedliche Volumen und Grammaturen. Während die Industrie also die Vorteile des EU-Binnenmarkts voll ausschöpfen und zum Beispiel in einem einzigen Land für ganz Europa produzieren kann, sind die Händler durch die Fragmentierung des Binnenmarkts gezwungen, die Produkte national einzukaufen. Ohne diese „Territorial Supply Constraints“ (regionale Lieferbeschränkungen) würden Lebensmittel günstiger: Verbraucher:innen könnten jedes Jahr mindestens 14,1 Milliarden Euro sparen, so eine Studie der EU-Kommission.

Einige Markenkonzerne versuchen verstärkt auch mit Tricks wie der „Shrinkflation“, ihre Margen zu maximieren. Auf solche Mogelpackungen machte Netto Marken-Discount seine Verbraucher:innen in vielen Filialen direkt am Regal aufmerksam.

Unsere Kaufleute, aber vor alle die Verbraucher in ganz Europa werden von unseren gemeinsamen Kräften profitieren.

Markus Mosa

Vorstandsvorsitzender der EDEKA Zentrale Stiftung & Co. KG

Der EDEKA-Verbund hat sich auch im Jahr 2023 im Sinne der Verbraucher:innen stark gemacht und die zum Teil nicht nachvollziehbaren Preiserhöhungsforderungen nicht ohne Weiteres akzeptiert. Einige Markenkonzerne setzten daraufhin einseitige Lieferstopps als Druckmittel ein, um die höheren Preise durchzusetzen. Dem EDEKA-Verbund gelang es nicht nur, seinen Kundinnen und Kunden gute Alternativen anzubieten – etwa durch die Produkte anderer Markenhersteller oder auch durch EDEKA-Eigenmarken, die mindestens vergleichbare Qualität bei einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Durch intensive Verhandlungen ist es bis Jahresende auch gelungen, mit den meisten Lieferanten zu einer Einigung zu kommen und dabei die geforderten Preisaufschläge erheblich zu reduzieren.

Ausschließlich auf nationaler Ebene agierende Handelsunternehmen haben der Marktmacht der großen multinationalen Markenkonzerne wenig entgegenzusetzen. Umso wichtiger ist es, dass Händler wie der EDEKA-Verbund internationale Einkaufsorganisationen bilden – so wie Everest und Epic Partners. Durch den Einstieg von Jumbo Supermarkten, einem der führenden niederländischen Lebensmittelhändler, wurden beide Unternehmen 2023 signifikant gestärkt. Davon profitieren nicht nur die selbstständigen EDEKA-Kaufleute, sondern vor allem die Verbraucher:innen in Deutschland und Europa, die Lebensmittel weiterhin zu erschwinglichen Preisen erwerben können. Die Europäische Kommission hat den Vorteil internationaler Einkaufsallianzen im vergangenen Jahr noch mal bestätigt und kommt zu dem Schluss, dass diese die Verbraucherwohlfahrt eher verbessern. Sie führen zu niedrigeren Preisen, einer größeren Vielfalt oder einer besseren Qualität der Produkte.

International stark aufgestellt

Everest mit Sitz in Amsterdam ist ein länder-übergreifendes Einkaufsbüro, das die Stärken von EDEKA, Jumbo (Niederlande, Belgien), Picnic (Niederlande, Deutschland, Frankreich) und Système U (Frankreich) vereint.

Epic Partners mit Sitz in Genf vertritt sieben führende europäische Lebensmittelhändler: EDEKA, Esselunga (Italien), Migros (Schweiz), Jerónimo Martins (Portugal, Polen, Kolumbien), Jumbo (Nieder­lande, Belgien), Picnic (Niederlande, Deutschland, Frankreich) und Système U (Frankreich).

Partner der Landwirtschaft

Faire Preise für Verbraucher und faire Preise für Erzeuger – beides in Balance zu halten, ist für EDEKA ein wichtiges Anliegen. Um die regionale Landwirtschaft zu unterstützen und den Absatz landwirtschaftlicher Erzeugnisse gezielt zu fördern, haben EDEKA und Netto Marken-Discount in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen. Insbesondere die regionalen EDEKA-Großhandelsbetriebe tragen mit ihren Markenprogrammen wesentlich dazu bei, Produkte lokaler und regionaler Produzenten in den EDEKA-Märkten anzubieten. Mit oftmals mehrjährigen Verträgen oder Abnahmegarantien geben sie den Erzeugern von Obst und Gemüse, Fleisch und Molkereiprodukten Planungssicherheit und langfristige Perspektiven.

Zu beachten ist dabei: Die Preise für Agrarerzeugnisse werden nicht vom Lebensmitteleinzelhandel vorgegeben, sondern von zahlreichen Faktoren beeinflusst, auf die der Handel nur begrenzten Einfluss hat. Molkereiprodukte, Fleisch und Wurstwaren sowie Obst und Gemüse werden zum überwiegenden Teil nicht im LEH vermarktet, sondern exportiert, in der Industrie verarbeitet oder in der Gastronomie vertrieben. Darüber hinaus verhandelt der LEH in der Regel nicht mit einzelnen Landwirt:innen, sondern mit starken Zwischenstufen wie Molkereien, Schlachtbetrieben oder Großbäckereien, die über die Auszahlungspreise und die Verwertung von Rohstoffen entscheiden.

Umso wichtiger wird es in Zukunft sein, die Kräfte aller Akteure zu bündeln. Nur gemeinsam mit allen Beteiligten der Wertschöpfungskette wird es gelingen, die Situation der Landwirtschaft dauerhaft und nachhaltig zu verbessern. Vor allem Mehrwertprodukte (wie Regional-, Bio- oder Tierwohlprodukte) erzielen bei den Verbraucher:innen erfahrungsgemäß deutlich höhere und auskömmliche Erlöse. Zudem bedarf es verstärkt direkter, partnerschaftlicher Beziehungen zwischen Handel und Erzeugern – so wie es die regionalen EDEKA-Großhandlungen seit vielen Jahren vorleben.